Mein Jahresrückblick 2022

In der Vergangenheit habe ich hier und da gepostet, wie wichtig es ist, zwischen einer Reaktion und einer Antwort zu unterscheiden. Eine Reaktion ist schnell, impulsiv, nicht bewusst überlegt. Auf die meisten Fragen jedoch, die uns im Berufs- und Privatleben begegnen, erwarten unsere Gegenüber eine Antwort: Bewusst und überlegt. Dieser Unterschied ist mir in meinen frühen Arbeitsjahren als ScrumMaster bei GameDuell bewusst geworden und ich habe darüber viel mit KollegInnen gesprochen. In diesem Jahr habe ich endlich mehr dazu gelesen: Daniel Kaneman’s “Schnelles Denken, Langsames Denken” ist eine Erleuchtung und zurecht Bestseller geworden! Eine großartige Leseempfehlung. Logisch irgendwie: Wir denken den ganzen Tag – wäre es nicht nützlich, mehr darüber zu wissen, WIE wir denken? Fazit: Innehalten, langsam denken, Vorurteile überprüfen, antworten. Gerade in dieser Zeit wichtiger denn je.

Das war eines der Lernerlebnisse in 2022, die mich seitdem durch viele Gespräche und Situationen begleitet haben. Von diesen abgesehen, verblasst mein Jahr 2022 ein wenig hinter den Dingen, die 2022 historisch machen (werden). Während die persönlichen Einschränkungen der Jahre 2020 und ‘21 weitestgehend gefallen sind, waren wir in unserem Aktionsradius doch immer noch stark eingeschränkt. Hauptsächlich allerdings durch zwei Kinder, die mal mehr und mal weniger in der Kita sind. 2022 war für mich geprägt von guten und harten Zeiten in Familie und glücklicherweise stabilen und guten Beziehungen zu langfristigen Kunden. Das spiegelt sich auch im Fortschritt und folgerichtig einiger Stagnation meiner Lebensziele wieder:

Agiles Projektmanagement

Nach wie vor ist Arbeiten von zu Hause das Maß aller Dinge. Die meisten Unternehmen im IT-Sektor bzw. die IT-Teams der meisten Unternehmen halten glücklicherweise daran fest, statt Mitarbeiter jeden Tag in die Büros zu bestellen. Ich hatte 2022 sehr viel Spaß mit D-LABS, kurzfristige Wiedersehen mit meinen Freunden von Tektit sowie einzelne (remote) Trainings und (sogar vor-Ort!) Workshops und Retros für eine Handvoll anderer Kunden.

Highlights:

  • Kurze aber intensive Geschäftsreisen nach Stuttgart, Zürich und Amsterdam
  • Neuer Kunde und ein Wiedersehen (nach 2017!) mit Benny, mit dem ich jederzeit überall wieder arbeiten würde
  • Global Scrum Gathering Lissabon – Präsenz-Konferenz!!!

Lowlights:

  • Eine agile Transition, die entgegen sämtlicher Empfehlungen und Beschwörungen Teams nach “Funktion” einteilt.

Das Scrum Gathering in diesem Jahr war etwas besonderes: Zum ersten mal seit 3 Jahren, seit Wien 2019 kamen wieder Hunderte Agile-Enthusiasten zusammen, um sich auszutauschen, sich zu inspirieren und voneinander und miteinander zu lernen!


Die Welt bereisen

Die 2022-Karte sieht dem Vorjahr erstaunlich ähnlich! Hinzugekommen sind lediglich die sehr sehr kurzen Trips nach Zürich, Stuttgart und Amsterdam. Hier gab es allerdings kaum Zeit, die Städte auch wirklich zu besuchen. Highlights waren Dänemark im Urlaub und Lissabon. Aber auch die Heimat hatte wie immer einiges Schöne zu bieten.


Regie oder Schauspielerei an einem wenigstens mittelgroßen Theater

Das vierte Jahr in Folge muss dieses Lebensziel zurückstehen. Hoffnung ist da: Die Kinder waren im Zirkus! Ihre Begeisterung für Bühnen und gute Geschichten ist faszinierend. Meine Leidenschaft für die Bühne ist weiterhin da. Aktuell komme ich der Bühne höchstens über größere Moderationen nahe. Das ist kein Anfang, aber ein wohltuendes Trostpflaster für Zwischendurch.


Intensive Familien- und Freundesbeziehungen

Wie erwartet hat dieser Punkt auch 2022 viel Raum eingenommen. Zum Beispiel zur Frühjahrs-Geburtstagsfeier und gleichzeitig Einweihungsparty mit 28 Gästen zum Mittag (davon ca. die Hälfte unter 5 Jahre alt) und insgesamt fast 70 Leuten über den Tag verteilt. Früher haben wir von Mitternacht bis morgens 10 Uhr gefeiert. Heute ist Party von 10 Uhr bis Mitternacht.

Dazu kamen tolle Urlaube mit Freunden in Dänemark und auf dem Darß, sowie viel Zeit mit den Großeltern.

Ein Erfolgsrezept aus 2021 haben wir 2022 fortgesetzt: Sobald die Kinder schlafen, machen wir ein kleines Standup! Wir besprechen kurz, was wir in den verbleibenden Eltern-wach-Stunden noch erledigen wollen und wer was macht. Dazu: Was es in privaten Projekten als nächstes zu tun gibt oder ob der Abend (oder ein Teil davon) gemeinsam auf der Couch ausklingen sollte. Das hilft ungemein dabei:

  • einander zu unterstützen durch Feedback und/oder aktive Zuarbeit
  • einander zu sehen, indem wir auch Wünsche klar äußern
  • uns selbst verantwortlich zu halten, weil wir beide “quasi öffentlich” versprochen haben, eine Aufgabe zu erledigen

Eines dieser Projekte war “Heiraten”. Projekt abgeschlossen. Eine kleine Trauung im engsten Familienkreis mit anschließendem Sommerurlaub war definitiv der Höhepunkt des gesamten Jahres!


Politisches oder gemeinnütziges Engagement

2022 war natürlich ein Jahr der krassen Veränderungen. In Afrika herrschen Dürre und Hunger, während Pakistan von verheerenden Überschwemmungen (30 Mrd. Dollar Schaden) heimgesucht wurde. Dass unser Lebenswandel daran maßgeblichen Anteil hat, ist unbestreitbar und doch werden hier Warner und Mahner von Autobahnauffahrten gezerrt. Zu allem Überfluss ist aus unseren 90er Kindheitserinnerungen, Werner’s “Die Russen sind daaaa…” erschreckende, tödliche Realität geworden und in Europa herrscht wieder Krieg. Pardon… Militärische Spezialoperation.

Wie kann man sich politisch und gemeinnützig engagieren? Nun… Jedes Engagement kostet Zeit, Geld oder beides. In 2022 habe ich mich für Engagement durch Geld entschieden und Save the Children Deutschland e.V. unterstützt. Für die DKMS ist eine Registrierung als Knochenmarkspender noch wichtiger als Geld. Beides endlich erledigt in 2022.

Engagement darüber hinaus war schwierig und wird schwierig bleiben, solange das Familienleben herausfordernd bleibt. Was wir weiterhin pflegen ist der Austausch im Freundes- und Bekanntenkreis. Diese Diskussionen lebendig zu halten, hilft nach wie vor, Freunde und Bekannte zu verstehen und selbst verstanden zu werden. Natürlich sind im letzten Jahr gerade Gespräche mit russischen und ukrainischen (ehemaligen) Kollegen noch wichtiger geworden, als sie vorher schon waren. Perspektiven und Meinungen diesseits der russischen Heimatmedien sind sich dort nationalitätsübergreifend einig. Diese Einigkeit macht letztlich viel Hoffnung.


Unterm Strich…

war es ein gefühlt kurzes Jahr. Hauptsächlich, weil sämtliche Kranktage im Rückblick verblassen, während sie im Moment natürlich gähnend langsam vergehen. Januar – April: (Kinder) krank. Oktober – Dezember: (Kinder) krank. Dazwischen: Großartige Höhepunkte, die die Erinnerungen an das Jahr prägen. Zwei der Lebensziele laufen hier um uns herum und werden immer größer. Die anderen pausieren.

Der Ausblick auf 2023 fühlt sich gut an: Mal wieder einen Beitrag auf einer Konferenz vorstellen, vielleicht auf dem Global Scrum Gathering 2023 in Amsterdam. Mehr C-Level Coaching und Organisationsdesign. Dazu mehr Veröffentlichungen auf meinem Medium-Kanal. All das sollte möglich sein – packen wir’s an!

2022 Lese-Challenge

Nach dem Erfolg 2021 (15/12 Bücher gelesen) war dieses Jahr, was die Zahlen angeht, enttäuschend. Allerdings täuschen die Zahlen: “Nur 7 von 15 Büchern gelesen”. Dafür aber fast ausschließlich ordentliche Wälzer: Barack Obama’s “A promised land” (800 Seiten) ist empfehlenswert. Daniel Kahneman’s “Schnelles Denken, Langsames Denken” habe ich insgesamt direkt 2x gelesen, einfach weil ich einzelne Passagen so faszinierend fand. Dann meine Entdeckung des Jahres, die “Sturmlicht Archive” von Brandon Sanderson! Wie so oft im Fantasy-Genre sind hier 1200 Seiten auf Englisch direkt wieder 1800 Seiten auf Deutsch. Die haben’s in sich. Links unten in der Liste:

Schnelles Denken, langsames Denken
Legion: The Many Lives of Stephen Leeds
Flug 39
A Promised Land
Der Weg der Könige
Der Pfad der Winde
Die Worte des Lichts


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