Das letzte Jahr war herausfordernd. Es gab so viele Veränderungen, dass es einem Bewahrer wir mir fast weh tat. Es gab positiven und negativen Stress, häufig durch oder mit denselben Dingen. Es fällt mir schwer, 365 Tage in einen kurzen Jahresrückblick 2019 zu pressen. Um dennoch irgendeinen roten Faden zu bewahren, halte ich mich wieder an die Großen Fünf meines Lebens:
Agiles Projektmanagement
Mein Arbeitsleben in 2019 ging in die richtige Richtung: Besonders gegen Ende konnte auf dem Weg vom ScrumMaster und Agilen Coach hin zu Trainer und Berater machen. Ende Oktober hielt ich einen Vortrag auf dem Global Scrum Gathering 2019 in Wien. Das Feedback war großartig und es gab trotzdem viele Verbesserungsvorschläge. Kurz konnte ich dank einer Empfehlung (Danke, ProduktwerkCGN!) eine regierungsnahe Stiftung als neuen Kunden für Agile Trainings gewinnen und noch weitere Kontakte in dieser Richtung knüpfen.
Ein weiterer Kunde aus 2018 hat sich wieder gemeldet, um gemeinsam an der nächsten Entwicklungs-/Wachstums-Stufe des Unternehmens zu arbeiten. Der erste Auftrag war verhältnismäßig klein, hatte aber große Wirkung erzielt. Soll keiner sagen, begrenzte Aufwände eines Agile Coaches machten keinen Unterschied. Es kommt immer darauf an, wie Ihr (der Kunde?) darauf aufbaut. Dieser Kunde hat weiter gemacht und aufgebaut und ich bin sehr zufrieden, wie es da gerade weiter geht! Infolgedessen arbeiten wir in Q1-2020 wieder zusammen. Aus diesem Kurzzeit-Training eine mittelfristige Zusammenarbeit zu machen, beweist wieder, dass an meinem Motto viel Wahres dran ist: Erziele Ergebnisse (“Liefer ab!”), mach, was funktioniert und Vertrauen wird folgen.
Am dankbarsten allerdings bin ich Quandoo (“We transform the world of dining.”). Professionell ist hier 2019 einiges passiert und gleichzeitig haben wir eine tolle Freelancer-Kunden-Beziehung. Die starke Kluft zwischen Produkt- und Softwareentwicklung schließt sich endlich. Alesia Braga hat dafür gesorgt, dass das Tech-Team sich organisiert und Dinge fertigstellt und der Aufwärtstrend geht weiter. Was mir aber in 2019 besonders geholfen hat ist, dass Quandoo zu mir gehalten hat, als das Familienleben (siehe unten) besonders fordernd war, ich nicht viel Zeit hatte, zu arbeiten, aber jederzeit da sein konnte, um das Team wenigstens minimal zu unterstützen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit in 2020. Danke, Leute!
Die Welt bereisen
Reisen und woanders sein ganz allgemein wird plötzlich komplett nebensächlich, sobald man weiß, da wartet jemand, der “Papa, Papa!” ruft, wenn man nach Hause kommt. Nichtsdestotrotz haben wir’s trotzdem geschafft, einen Monat lang gemeinsam durch Irland zu reisen. Zwei Hauptaspekte haben diese Reise zu einem großartigen Erlebnis gemacht:
Erstens: Für mich war es die Rückkehr in ein Land, das anderthalb Jahre mein zu Hause war. Ohne den “Stress”, viel sehen zu müssen, den man (ich zumindest) empfindet, wenn man in ein neues Land fährt, konnten wir ganz unbeschwert reisen. Wir waren an Orten, die wir sehen wollten, blieben ein paar Tage und machten lange Spaziergänge mit dem Baby in der Trage.
Zweitens: Wir haben aktiv Freunde getroffen und da wir immer längere Aufenthalte in Ferienhäusern geplant hatten, sind auch gleich mehrere Freunde zu uns zu Besuch gekommen (insgesamt hatten wir an 11 von 29 Tagen Gäste). Das zu organisieren hätte sehr aufwendig werden können, aber wir hatten es uns einfach gemacht: Einfach alle größeren Häuser von zu Hause aus gebucht und eine Email mit dem Reiseplan an ~20 Freunde geschickt. Zwei Pärchen aus Irland und Freunde aus Hamburg, Deutschland waren an Bord!
Regie oder Schauspielerei an einem wenigstens mittelgroßen Theater
In Meine Großen Fünf habe ich beschrieben, wie klare Ziele die Priorisierung erleichtern. Es gab nichts (kein bisschen!) Schauspielerei oder dergleichen in 2019. Aber das ist in Ordnung. Gerade mal zwei Wochen nach unserer Aufführung von “After Work” auf der (Probebühne der) Berliner Schaubühne im Sommer 2018 wurde mein Sohn geboren. Seit dem ist dieses Lebensziel ein bisschen pausiert. Gut so. Das Ziel ist da und ich werde sehen, was die Zukunft so bringt.
In Vergessenheit wird es nicht geraten, schon allein, weil ich regelmäßig daran erinnert werde. Diese Weihnachten war ich beispielsweise das erste mal Weihnachtsmann bei den Nachbarn. Minimale Schauspielerei, aber die unter-5-jährigen waren völlig bezaubert. Was will man mehr?
Intensive Familien- und Freundesbeziehungen
Hier ist er: Der Gewinner 2019 in der Kategorie “Was hat mich am glücklichsten gemacht”. Familienleben ist fantastisch. Es ist auch ermüdend, frustrierend, erschöpfend. Und immer noch fantastisch. Kita-Eingewöhnung hat ewig gedauert. Das und viel Krankheit führten dazu, dass ich in Q3 und Q4 nicht viel gearbeitet habe. Familie hat Vorrang. Das Familie- und Freunde-Ziel lässt sich toll mit Reisen kombinieren: In 2019 haben wir Freunde in Mecklenburg, München und Irland besucht, waren in meiner Heimatstadt und bei den Schwiegereltern.
Wir hatten auch selbst viele Besucher. Hauptsächlich, weil wir letzten Sommer in die eigenen vier Wände gezogen sind. Es ist erstaunlich, wie schnell wir uns in Berlin-Köpenick (vom Slawischen Copnic — Insel-Ort) sehr angekommen und zu Hause gefühlt haben. An diesem Gefühl haben wir Freunde und Familie teilhaben lassen, so gut es ging. Dieses Bedürfnis, Gastgeber zu sein, resultierte in unserem allerersten Weihnachten bei uns! Kein “in zwei Heimatstädte fahren”, kein “zu-Gast-sein”. Weihnachten bei uns bedeutete auch, den allerersten von uns zubereiteten Weihnachtsbraten (Dank an meine bessere Hälfte für die leckere Ente), den ersten Weihnachtsbaum bei uns zu Hause, selbst geschmückt. Kurz: Erwachsen werden – nächste Stufe! Das Ergebnis war ein herzerwärmendes, großartiges, gemütliches Familien-Weihnachten mit allen an einem Tisch.
Politisches oder gemeinnütziges Engagement
Ähnlich wie Schauspielerei, stand dieses Lebensziel in 2019 hintenan. Abgesehen von Spenden war diesbezüglich nichts los. Eine Sache kann ich allerdings retro-aktiv noch tun: Wenn Politik (ich meine saubere, faire Politik) für Euch was bedeutet, dann bitte spendet für Abgeordnetenwatch. Die leisten tolle Arbeit für unser Land: Öffentlich machen, wie und wo Lobbyisten die Politik beeinflussen oder schlimmeres. Transparent machen, wo Politiker anders abstimmen, als sie öffentlich behaupten, wie sie abzustimmen gedenken.
Ziele miteinander in Einklang zu bringen ist nicht immer möglich. In 2019 war das rückblickend in vielerlei Hinsicht machbar:
- Quandoo hat es möglich gemacht, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen
- Irland war eine tolle Kombination aus Reisen, Freunden und Familie
- Gastgeber in unserer neuen Wohnung zu sein, bringt Freunde und Familie zusammen
- Mein Beitrag auf dem Global Scrum Gathering 2019 in Wien vereint Reisen und Agiles Projektmanagement
Es war nicht alles rosig
2019 hatte auch Schattenseiten: In einigen Monaten habe ich so wenig selbständig gearbeitet, dass ich fast kein Einkommen hatte. Weniger Geld zu verdienen, als die regelmäßigen monatlichen Kosten, war eine neue Erfahrung. Eine Erfahrung, auf die ich besser vorbereitet sein muss.
So eine neue Wohnung ist toll, aber eben auch viel negativer Stress: Mit dem Verkäufer, der Baufirma, Anwälten etc. Gute Unterhaltungen mit Freunden haben hier viel geholfen – festzustellen, dass viele in ähnlichen Situationen die gleichen Probleme haben, hilft sehr, die eigene Situation besser einzuschätzen.
(Nicht) gehaltene Versprechen
Versprechen nicht einzuhalten war leider 2019 eine große Sache. Die Bewerbung für meinen Beitrag auf der größten Scrum Konferenz habe ich nur 30 Minuten (!) vor Abgabeschluss eingereicht. Der Vortrag selbst war eine Woche vor der Konferenz noch nicht 100% vorbereitet. Ja, es gab immer Gründe für diese knappen Geschichten. Aber ein bisschen früher dran zu sein, hätte weniger Stress bedeutet. Mit ein bisschen mehr Disziplin wäre das auch locker möglich gewesen.
Und schließlich gibt es auch noch Schulden aus 2019:
- Global Scrum Gathering Wien 2019 (SGVIE19) Konferenz-Rückblick der Vorträge, die ich besucht habe (Blog-Post erschienen knapp 2 Wochen nach diesem Post)
- Das Wichtigste aus meinem Vortrag auf der SGVIE19 und
- Auswertung der Umfragedaten aus meinem Vortrag
2019 Lese-Challenge
In 2019 hatte ich mir vorgenommen, 15 Bücher zu lesen. Geschafft habe ich nur 11. Das ist sogar eins weniger als meine 12/12 in 2018. Immerhin: Wenigstens habe ich eine gute Mischung gefunden, passend zu meinen Zielen:
“Von Null auf Eins” und “Frag immer erst Warum” waren seit Jahren auf meiner professionellen Leseliste und endlich bin ich dazu gekommen.
“Warum eigentlich genug Geld für alle da ist”, “Machtbeben” und natürlich “Sapiens” waren die Pfeiler meiner politischen Lektüre in 2019. Eine tolle Mischung! “Sapiens” hat die Grundlage gelegt, mein schon sehr gutes Verständnis menschlicher Gesellschaften weiter zu verbessern. “Machtbeben” hat dann die Hintergründe einiger der aktuellen wirtschaftlichen und (geo-)politischen Entwicklungen dargelegt. “Warum eigentlich genug Geld für alle da ist” hat letztendlich aufgezeigt, dass eine andere Welt nicht nur notwendig (das sagt ja jeder) sondern auch möglich ist. Eine Offenbarung!
Wenn es dann zu Belletristik kommt, war “Macbeth” lange überfällig, weil es eben auch kein Standardwerk auf dem Lehrplan in Deutschland ist. “Amalthea” ist ein beeindruckendes Sci-Fi Epos und “Die Gabe” wirft ein anderes Licht auf unsere patriarchalische Welt und stellt sie auf den Kopf mit einem Gedankenexperiment, dass gerade die männliche Leserschaft nachhaltig beeindrucken wird.
Vorsätze für 2020
Die Schulden aus 2019 spätestens im Februar 2020 abarbeiten und keine neuen Schulden machen (weniger versprechen, mehr machen). Für Anfeuern oder Herausforderungen, bitte tobt Euch in den Kommentaren unten aus.