Mein Jahresrückblick 2020

Ein verrücktes Jahr geht zu Ende. Noch Anfang März habe ich einen Präsenz-Workshop zum Thema Vertrauen und Werte moderiert – kurz danach war Schluss mit Präsenz. Mehrere Lockdowns haben uns allen eine Menge abverlangt. Für mich als Bewahrer war die Zeit insofern leicht zu verkraften, als dass sich nach dieser einmaligen krassen Veränderung erstmal eine lange lange Zeit wenig bis nichts verändert hat. Insofern wird dieser Jahresrückblick 2020 sicher kürzer als der von 2019. Wie bereits vor einem Jahr halte ich mich wieder an die Großen Fünf meines Lebens:

Agiles Projektmanagement

Agiles Coaching, Trainings und Beratung nahmen 2020 ebenso überraschende Wendungen, wie vieles Andere: Während ich wie viele Kollegen vor dem März-Lockdown der Meinung war, dass Agile Coaching, Trainings und Beratung unbedingt Präsenz-Aktivitäten sein müssten, wurden wir schnell eines Besseren belehrt:

Ab März hieß es Home-Office mit unbekanntem Ausgang. Bis heute denke ich, dass diese physische Distanz insbesondere für soziale Aktivitäten, die letztlich das Salz in der Suppe einer guten Organisation sind, ein herber Schlag sind. Spontane Gespräche, kurzer informeller Austausch von Angesicht zu Angesicht sind plötzlich nahezu komplett unmöglich. Selbst kurzfristig, aber dennoch geplante Videoanrufe können diese nur schwer ersetzen. So wandelte sich die Arbeit für Quandoo, meinem Langzeit-Kunden: Statt intensiver Vor-Ort-Teambegleitung konzentrierte ich mich auf Führungskräfte-Coaching in regelmäßigen Einzelgesprächen und die Verstärkung unseres Teams von Agilen Coaches. Wieder mit und in einem solchen Team zu arbeiten, war mein berufliches Highlight 2020! Danke dafür, Ajitav, Alex, Joakim und Pranshu!

Ein ebenso einschneidender Faktor waren Kita-Schließungen: Plötzlich ist Vollzeit-Erwerbstätigkeit nicht mehr möglich. Stattdessen waren unsere Tage zweigeteilt:

  • Frühschicht 09:00 – 12:00 mit Kinderbetreuung und Kochen. (Anschließend gemeinsames Essen und Mittagsschlaf mit dem Kleinen.)
  • Spätschicht 13:00 – 18:00 mit Kinderbetreuung und Vorbereitung des Abendessens. (Anschließend gemeinsames Essen und Abendroutine.)

Ein gutes Dutzend Ganztags-Trainings (natürlich per Videocall) haben zwar gezeigt, dass es möglich ist, interaktive und lehrreiche Trainings auch als Fernlehrveranstaltung (remote training) abzuhalten. Allerdings sind diese ohne die direkte Interaktion zwischen Trainer und Teilnehmenden gefühlt gleich doppelt anstrengend für beide Seiten. Hinzu kommt, dass ein Ganztags-Training für mich zur Folge hatte, dass meine bessere Hälfte Ganztags-Kinderbetreuung hatte: Ebenfalls alles andere als unanstrengend.

Hier nebenbei zwei großartige Online-Fundstücke 2020, um in Zeiten des Homeoffice näher zusammenzurücken:

Sococo:

Noch besser: Gather


Die Welt bereisen

Dafür sind Jahresrückblicke da: Sich der Momente erinnern, derer man sich ohne den bewussten Rückblick eben nicht mehr bewusst gewesen wäre. Ursprünglich dachte ich, diese Kategorie wäre sehr kurz im COVID-19-2020-Rückblick. Allerdings gab es überraschende Highlights:

Berlin Köpenick

Berlins grünster und wasserreichster Bezirk ist unser neues Zuhause. Der Lockdown hat uns nicht nur Gelegenheit gegeben, sondern uns geradezu gezwungen, Köpenick intensiv zu erkunden. Was wir entdeckt haben war einfach nur wunderschön:

Kaisergebirge, Österreich

Ein Junggesellenabschied führte mich dieses Jahr das erste mal überhaupt im Sommer nach Österreich. Was für eine Erfahrung! Bisher bin ich nur zum Skifahren in Österreich gewesen und finde Skigebiete ab einer gewissen Größe (und Höhe) austauschbar. Wie anders, wie schön und einzigartig ist doch Österreich im Sommer! Drei Übernachtungen, eine davon auf einer Berghütte, keine davon nüchtern, dazwischen viel Wandern und eine Vormittags-Canyoning-Tour machten dieses Wochenende zu einem der wenigen außerfamiliären Highlights 2020:

Regie oder Schauspielerei an einem wenigstens mittelgroßen Theater

Das zweite Jahr in Folge, dass sich bezüglich dieses Lebensziels nichts getan hat. Das war allerdings aufgrund von Kinderbetreuung und zweiter Schwangerschaft auch nicht im Plan (im 2020er Sprint Backlog). Nun ja: Wichtig ist, das Bewusstsein hoch zu halten und Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Auch und gerade wenn man der Zielerreichung gerade nicht näher kommen kann oder will.

Intensive Familien- und Freundesbeziehungen

Zum Ausgleich ebenfalls das zweite Jahr in Folge der absolute Gewinner: Beziehungen! Mit niemandem hätte ich den Lockdown lieber verbracht als mit meiner (NEU!) Verlobten! Niemals hätte ich so viel Zeit mit unserem Sohn verbracht, wenn uns der Lockdown nicht zu unserem Glück gezwungen hätte. Wuhlheide, Tierpark Berlin, Müggelsee, Strand, Dahme, wir haben die Gegend entdeckt, viel geredet, genascht, gebuddelt, gebaut, repariert, geradelt, Enten gefüttert, Rehe, Reiher, Eichhörnchen, Füchse gesehen und so vieles mehr.

Dazu kommen einige schöne Sommerwochenendausflüge mit Freunden, ein Lockdown-Präsenz-Stammtisch mit Abstand und Bier im Park und ein Kurzurlaub mit ein bisschen remote-work in MeckPomm.

Absolutes Highlight dann im Dezember: Die Geburt von Kind #2!

Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.

Albert-Schweitzer

Politisches oder gemeinnütziges Engagement

Das ist der Punkt an dem wirklich auffällt, wie schnell das Jahr (rückblickend) vergangen ist und wie eintönig es streckenweise war: Genau wie 2019 stand auch dieses Lebensziel 2020 hintenan. So beschränkte sich meine Gemeinnützigkeit darauf, Pakete für die Nachbarn anzunehmen und meinem Sohn ein guter Vater zu sein.


Unterm Strich…

bleibt zu sagen, dass dieses Jahr deutlich schlimmer hätte laufen können. Kontinuierlichkeit in meinen Kundenbeziehungen haben dazu geführt, dass ich mir nur wenig Sorgen um mein Einkommen machen musste. Und selbst diese wenigen Sorgen haben mich nie an der Selbständigkeit zweifeln lassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Eine glückliche Situation, wenn man bedenkt, wie viele Selbständige durch die Pandemie in Existenznot geraten sind.

Wie bereits im letzten Jahr, macht allein das aktive Beschäftigen mit einem persönlichen Jahresrückblick 2020 glücklich. Es gibt mehr Gutes als Schlechtes. Man muss sich dessen bewusst machen. Drei von fünf Lebenszielen verzeichnen deutliche Fortschritte. Gute Aussichten für eine überdurchschnittlich gute Safari. 🙂

2020 Lese-Challenge

In 2020 hatte ich mir vorgenommen, 12 Bücher zu lesen. Geschafft habe ich nur 8. Mein Abwärtstrend setzt sich fort. Wenigstens ist die Ursache sofort gefunden: Dadurch, dass der Arbeitsweg durch Homeoffice wegfällt und auch der Sohn nicht mehr zur Kita gebracht werden musste, fehlt einfach S-Bahn-Zeit. Wertvolle Lesezeit wurde in Arbeitszeit umgewandelt. Gut und schlecht zugleich.

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